Welche Anforderungen muss ein Aufzugsschacht erfüllen?

In diesem Artikel möchten wir uns genauer mit den Anforderungen an einen Aufzugsschacht beschäftigen.

Grundsätzliche Anforderungen an den Schacht

Welche Bauweise für den Schacht auch immer gewählt wird (s. unseren Beitrag "Die passende Einhausung für Ihren Aufzug!") - die grundsätzlichen mechanischen und geometrischen Anforderungen müssen immer erfüllt werden. Im Wesentlichen können diese wie folgt zusammengefasst werden:

  1. ausreichende Stabilität des Schachtes,
  2. lotrechte Schachtwände,
  3. ebene Schachtwände sowie
  4. Maßhaltigkeit des Schachtes.

Ausreichende Stabilität

Die Anforderungen an die Stabilität der Schachtwände unterscheiden sich stark je nach verwendetem Aufzugstyp.

Wird ein Säulenheber als Basis für den Güteraufzug eingesetzt, ist nicht mit größeren Krafteinwirkungen auf die Wände zu rechnen. Nur die jeweiligen Anschlusspunkte (z. B. die Aufnahmen für die Kippkräfte) müssen entsprechend stabil ausgeführt werden.

Anders verhält es sich bei einem Scherenhubtisch. Da die Scherenhebebühne über keine derartig enge Führung verfügt kann es durch eine ungleichmäßige Belastung oder durch den Be- und Entladevorgang zu einer leichten Schiefstellung der Plattform oder zu einem leichten Schwanken derselbigen kommen. Um dies zu verhindern, bringen wir an unsere Plattformen Kunststoffführungen an, die die maximale Bewegung der Plattform begrenzen. Die angrenzende Schachtwand muss stabil genug sein, um die Kräfte dieser Führungsarbeit aufnehmen zu können.

Lotrechte Schachtwände

Auch wenn es selbstverständlich sein sollte, möchten wir diesen Punkt dennoch erwähnen. Die Schachtwände sollten möglichst geradlinig ausgeführt werden. Schließlich möchten wir nicht, dass der Abstand zur Ladekante an der unteren Haltestelle beispielsweise 10 mm beträgt, aber an der oberen Haltestelle bereits 100 mm.

Seitens der EN 1570-1 wird uns ein maximaler Abstand von 30 mm zur Plattformkante vorgeschrieben, sodass das Toleranzfeld recht eng bemessen ist und die auf den Bau üblichen Toleranzen im Regelfall für einen Aufzugsschacht nicht ausreichen.

Ebenheit der Schachtwände

Der Aufzugsschacht sollte nicht über größere Vorsprünge verfügen, an denen die Last hängen bleiben könnte. Zulässig sind Vorsprünge bis zu 5 mm. Darüberhinausgehende Vorsprünge sind mittels Abweiserbleche zu entschärfen.
Um sich diesen Aufwand zu sparen, macht es daher Sinn, bereits in der Planung auf eine korrekte Ausführung des Aufzugsschachtes zu achten.

Maßhaltigkeit

Ein Aufzug mit einer Plattformlänge von 2.000 mm passt schlichtweg nicht in einen Schacht mit einem lichten Maß von 1.900 mm.

Weniger offensichtlich als die lichte Schachtbreite und -länge ist allerdings die Rechtwinkligkeit des Schachtes. Aus diesem Grund geben wir auf unseren Schachtzeichnungen immer ein zulässiges Diagonalmaß als Kontrollmaß an, sodass auch diese schnell überprüft werden kann.

Weitere Anforderungen

Welche weiteren Anforderungen erfüllt werden müssen, ist abhängig vom genauen Einsatzort des Aufzugs:

Wasser im Aufzugsschacht

Hier möchten wir sowohl das Eindringen von Wasser in den Schacht als auch die Entsorgung des Wassers ansprechen.

Wird der Aufzug im Keller eingesetzt (z. B. als Unterfluraufzug) und ist ein entsprechend hoher Grundwasserspiegel vorhanden, muss der Schacht im Regelfall als Wanne ausgeführt werden - d. h., die eigentlichen Schachtwände sind wasserdicht zu versiegeln.

Befindet sich der Schacht im Außenbereich und können Regen- oder Schmelzwasser in den Schacht gelangen, ist auf eine ausreichende Entwässerung des Schachtes zu achten.
Im einfachsten Fall ist eine Sickergrube ausreichend. Bei komplizierteren Einbausituationen und behördlichen Auflagen kann eine Kombination aus Pumpe und Ölabscheider erforderlich werden (s. unseren Artikel "Ist ein ölfester Grubenanstrich notwendig?").

Tipps zur Reduzierung der Wassermenge finden Sie übrigens im Artikel: "Abdichtung eines Unterfluraufzugs".

Elektrik/Hydraulik im Aufzugsschacht

Gerade bei größeren Aufzugsanlagen empfehlen wir eine externe Aufstellung des Hydraulikaggregates und der Steuerung. Dies erleichtert die Zugänglichkeit im Falle einer Störung und führt so zu einer wesentlich kürzeren Stillstandszeit.

Ist die Entscheidung für eine externe Aufstellung der Antriebseinheit gefallen, muss ein entsprechendes Leerrohr vorgesehen werden, damit die Hydraulik- und Steuerleitungen verlegt werden können.
Auch bei einer internen Aufstellung ist mindestens ein Leerrohr erforderlich. Schließlich benötigt der Aufzug eine elektrische Spannungsversorgung und auch die Leitungen zu den Bedienstellen müssen installiert werden können.

Wärmedämmung

Verbindet der Aufzugsschacht zwei unterschiedliche Temperaturbereiche (z. B. einen warmen Keller mit dem kalten Innenhof) ist auch auf eine passende Wärmedämmung des Schachtes und der Aufzugstüren zu achten.

Da wir uns in diesem Artikel auf die wichtigsten Anforderungen an einen Aufzugsschacht beschränken wollen, soll es dies erst einmal gewesen sein. Vor einer Schachterstellung sollte immer Rücksprache mit einem Architekten, Bauingenieur, o. Ä. gehalten werden, um alle baurechtlichen Anforderungen an den Schacht berücksichtigen zu können.
Gerne stehen wir für Detailabstimmungen mit Ihren Architekten zur Verfügung.



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