Welche Hydrauliköle werden bei Scherenhubtischen eingesetzt?

Genauso vielfältig wie die Anwendungsfällen von hydraulischen Scherenhubtischen und Säulenhebern, genauso vielfältig sind die eingesetzten Hydrauliköle. Welche die beiden wichtigsten Faktoren bei der Auswahl des passenden Druckmediums sind, klären wir in diesem Artikel…

Unterscheidung nach der Ölsorte

Fangen wir bei der Basis der Öle an. Je nach Ausgangsstoff werden verschiedene Hydrauliköle unterschieden, welche sich für verschiedene Einsatzorte und Anwendung eignen:

Das konventionelle Hydrauliköl

An erster Stelle und auch am häufigsten in der Anwendung ist das sogenannte konventionelle Hydrauliköl (z.B. HLP 32). Dieses auf Mineralöl basierende Hydrauliköl kommt bei Scherenhubtischen und Säulenheber immer dann zum Einsatz, wenn keine besonderen Anforderungen durch den Einsatzort vorgegeben sind.

Biologisch abbaubares Hydrauliköl

Die biologisch schnell abbaubaren Hydrauliköle existieren seit den 1980ern, haben sich aber erst nach diversen Weiterentwicklungen Ende der 90er Jahre durchgesetzt. Bei hydraulischen Hubtischen werden Bio-Öle oftmals dort eingesetzt, wo die Gefahr eines direkten „Umweltkontaktes“ größer ist, d.h. zum Beispiel bei Verladehubtischen im Außenbereich.

Auch wenn sich die Bestandteile dieses Hydrauliköls wesentlich schneller abbauen als konventionelle Hydrauliköle, sind Schutzmaßnahmen zu treffen, um eine Leckage und damit ein Kontamination der Umwelt zu vermeiden.

Biologisch abbaubares, nicht wassergefährdendes Hydrauliköl

Dieses Hydrauliköl ist nicht wasserlöslich, so dass bei einem Ölaustritt keine Vermischung mit Wasser eintritt. Somit wird beispielsweise der Effekt erreicht, dass das Hydrauliköl im Erdreich „festsitzt“ und dort biologisch abgebaut wird, ohne sich mit dem Grundwasser zu vermischen.
Dementsprechend sollte nicht wassergefährdendes Hydrauliköl immer dann eingesetzt werden, wenn die Gefahr besteht, dass Hydrauliköl ins Grundwasser oder aber in Oberflächenwasser eindringen kann.

In Deutschland werden drei verschiedene Wassergefährdungsklassen unterschieden (von stark wassergefährdend, bis schwach wassergefährdend). Zusätzlich hierzu, ist auch die Kennzeichnung als nicht wassergefährdend (früher WGK 0) möglich, wenn eine entsprechende Eintragung beim Umweltbundesamt erfolgt ist.

Lebensmittelöl

Wenig überraschend findet man diese Ölsorte in der Lebensmittelindustrie. Als Basis für diese Hydrauliköle dürfen nur bestimmte Grundöle eingesetzt werden und auch der Einsatz von Additiven ist starken Einschränkungen unterworfen.

Weitere Ölsorten

Neben den hier aufgeführten, gebräuchlichsten Ölsorten gibt es noch eine Reihe von Spezialölen für Sonderfälle. Beispielhaft können hier unter anderem die schwer entflammbaren Hydrauliköle der Klassen HFA bis HFD genannt werden.

Unterscheidung nach der Viskosität

Die Viskosität beschreibt die Zähflüssigkeit von Flüssigkeiten und Gasen. Je höher die Viskosität, desto geringer ist die Fließfähigkeit des jeweiligen Fluids. Bei den Hydraulikölen werden zur Einstufung verschiedene Viskositätsklassen angegeben.
Bei hydraulischen Scherenhubtischen sind dabei die Klassen ISO-VG 22, ISO-VG 32 und ISO-VG 46 üblich. Die Ziffer der jeweiligen Viskositätsklasse gibt dabei die Viskosität bei einer Temperatur von 40°C an (z.B. 22 mm²/s bei ISO-VG 22). Demnach ist das Hydrauliköl der Klasse ISO-VG 46 am dickflüssigsten und das ISO-VG 22 am fließfähigsten.

Verdeutlicht man den Einfluss der Viskosität durch die beiden extremsten Formen wird schnell klar, wieso die Viskositätsklasse des Hydrauliköls bedeutend ist.
Bei einer zu niedrigen Viskosität besteht die Gefahr des Schmierfilmverlustes und einem damit einhergehenden, erhöhten Materialverschleiß. Ist das Druckmedium anderseits zu dickflüssig, besteht die Gefahr, dass das Hydrauliköl durch die Pumpe nicht mehr gefördert werden kann.
Somit hat die korrekte Auswahl der Viskositätsklasse einen entscheidenden Einfluss auf die Funktionsfähigkeit und Lebensdauer des gesamten Hubtisches.

Einen großen Einfluss auf die Viskosität hat wiederrum die Temperatur des Druckmediums. So wird Hydrauliköl mit steigender Temperatur fließfähiger, während es mit sinkender Temperatur dickflüssiger wird.
Für die korrekte Auswahl der Viskosität muss der Hersteller dementsprechend Informationen über die Einschaltdauer des Antriebes, wie auch über die Umgebungstemperatur des Gesamtsystems verfügen. Im Bedarfsfall ist das Hydrauliksystem durch einen Ölkühler und/oder eine Ölheizung zu erweitern.

Gibt es noch weitere Auswahlkriterien?

Wie immer ist es nicht möglich ein Fachgebiet in einen kurzen Artikel zu pressen und dieses dabei vollumfänglich abzudecken. So ist es auch bei den Hydraulikölen, mit der Entscheidung für die richtige Ölsorte und der passenden Viskositätsklasse ist es selbstverständlich noch nicht getan.

Unter anderem spielen auch noch Themen wie die Wärmeabfuhr, die Verträglichkeit mit den verbauten Dichtungen, wie auch die Schmierung der Bauteile innerhalb des Hydrauliksystems eine Rolle bei der korrekten Auswahl.
Die Berücksichtigung dieser Faktoren ist allerdings Aufgabe des Hubtischherstellers, daher haben wir uns in diesem Artikel auf die beiden Größen beschränkt, welche Ihre Mithilfe als Kunde erforderlich machen. Um das korrekte Hydrauliköl auswählen zu können, benötigen wir von Ihnen zwingend Informationen über den Einsatzort des Scherenhubtisches. Sowohl im Hinblick auf die Umgebung (z.B. beim Einsatz innerhalb eines Lebensmittelbetriebes), wie auch im Hinblick auf die üblichen Umgebungstemperaturen am Einsatzort (z.B. bei einem Einsatz im Innen- oder im Außenbereich).



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