Wie viel trägt ein 1.000-kg-Scherenhubtisch?

Beim Lesen der Überschrift ist man im ersten Moment etwas irritiert. Allerdings ist diese Frage sowohl bei Scherenhubtischen als auch bei Säulenhebern durchaus ernst zu nehmen. Je nachdem wie die Last auf dem Hubtisch verteilt ist, kann es sein, dass ein Standardhubtisch für 1.000 kg nur noch 300 kg oder weniger tragen kann. Welche Tragfähigkeit garantiert ist, klären wir in diesem kurzen Artikel.

Welche Nutzlast ist bei einem Hubtisch garantiert?

Die EN 1570-1 ist die wichtigste Norm für Hubtische und regelt auch, was die Scherenhebebühne mindestens tragen können sollte. Im Detail macht die Norm hierfür drei Vorgaben:

1. Bei vollflächiger Belastung muss der Hubtisch über die angegebene Tragkraft verfügen.

2. Wird der Hubtisch nur auf der halben Plattformlänge belastet, muss er noch die Hälfte der angegebenen Nutzlast tragen können. Also in unserem Beispiel noch 500 kg.

3. Wird der Hubtisch nur auf der halben Plattformbreite belastet, muss er noch ein Drittel der angegebenen Nutzlast tagen können. Also in unserem Beispiel ungefähr 330 kg.

Ist bekannt, dass die gesamte Plattform nicht gleichmäßig belastet wird, sondern nur eine Hälfte, kann man sich mit diesem Wissen bereits einen passenden Standardhubtisch aussuchen. Möchte man also 1.000 kg bei ungleichmäßiger Lastverteilung heben, wählt man entsprechend obiger Ausführung entweder einen Standardhubtisch mit 2.000 kg oder einen Standardhubtisch mit 3.000 kg Tragfähigkeit aus.

Was macht man aber, wenn die in der Norm aufgeführten Lastverteilungen nicht mit dem Einsatzfall übereinstimmen? Möchte man auf Nummer sicher gehen, sollte man die Krafteinleitung direkt mit dem Hubtischhersteller absprechen. Verfügt dieser über eine eigene Konstruktionsabteilung, ist er auch in der Lage den passenden Hubtisch auszuwählen und anzubieten.

Wieso trägt der Hubtisch bei ungleichmäßiger Lastverteilung nicht die angegebene Nutzlast?

Grund ist das Zusammenspiel aus Kraft und Hebelarm. Je nachdem wo die Last auf der Plattform liegt, führt dies zu einer anderen Beanspruchung der Scherenwangen des Hubtisches. Erklären möchte ich dies anhand zweier sehr stark vereinfachter Beispiele:

Beispiel 1 - Die Last liegt mittig zwischen dem Fest- und Loslager

In diesem Beispiel haben wir die Last so auf dem Hubtisch platziert, dass Sie genau mittig zwischen dem Los- und dem Festlager des Hubtisches liegt. Hierdurch wird erreicht, dass die Last gleichmäßig von der Los- und der Festlagerseite getragen wird. Der Scherenhubtisch wird optimal beansprucht und verfügt über seine maximale Tragfähigkeit.

Beispiel 2 - Die Last liegt an der Plattformkante

Vergleicht man diese Skizze mit der Skizze aus dem ersten Beispiel wird schnell klar, dass die Last in diesem Fall nicht gleichmäßig von der Fest- und Loslagerseite getragen wird. Stattdessen muss das Loslager wesentlich größerer Kräfte aufnehmen. Die Festlagerseite des Hubtisches hilft kaum dabei die Last anzuheben. Das heißt, obwohl in beiden Fällen die gleiche Nutzlast angehoben wird, wird die Loslagerseite doppelt so hoch beansprucht. Dies zeigt hoffentlich auch, dass die Lastangabe auf einem Scherenhubtisch nicht für jeden Lastfall gelten kann.



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