Hubtischeinsatz bei extremen Temperaturen

Heute möchten wir uns mal mit einem Nischenthema beschäftigen: Was muss beachtet werden, wenn Hubtische bei sehr niedrigen Temperaturen (z. B. im Kühlhaus) oder bei hohen Temperaturen (z. B. im Stahlwerk) eingesetzt werden?

Niedrige Temperaturen

Die nachfolgenden Punkte gelten sinngemäß natürlich auch für Hubtische im Außenbereich. Schließlich sollen die Hubtische auch im Winter zuverlässig funktionieren.

Das Hydrauliköl

Wird der Scherenhubtisch innerhalb von Gebäuden installiert, verwenden die meisten Hubtischhersteller HLP32. Für dieses wird üblicherweise ein Temperaturbereich zwischen -10 °C und 40 °C empfohlen. Für Hubtische im Außenbereich setzen wir auf dünnflüssigeres Hydrauliköl. Zumeist nutzen wir Öle nach der ISO VG 22, die für einen Temperaturbereich ab -20 °C geeignet sind.

Doch selbst wenn diese Temperaturen unterschritten werden sollten, ist ein Einsatz eines hydraulischen Hubtisches noch möglich. So kann beispielsweise eine Tankheizung eine ausreichende Temperatur des Hydrauliköls sicherstellen.
Zumeist werden recht einfache Heizungssysteme mit einer Zweipunktregelung installiert, sodass sowohl die Montage als auch der spätere Betrieb ohne größere Probleme möglich ist.

Was muss noch beachtet werden?

Auch wenn das Hydrauliköl sicherlich den größten Einfluss bei niedrigeren Temperaturen hat, gibt es noch einige weitere Punkte, die seitens des Konstrukteurs beachten werden sollten:

Die Auswahl der richtigen Stahlsorte

Nicht nur Hydrauliköle haben ein temperaturabhängiges Verhalten. Auch Stahl weist je nach Einsatztemperatur verschiedene Eigenschaften auf.
Bei niedrigen Temperaturen spielt die Kerbschlagzähigkeit eine entscheidende Rolle. Die Kerbschlagzähigkeit ist ein Maß für die Widerstandsfähigkeit gegen eine schlagartige Beanspruchung. Mit sinkender Temperatur sinkt auch die Kerbschlagzähigkeit, sodass die Auswahl des Stahl der jeweiligen Einsatztemperatur angepasst werden muss.

Nicht zu vernachlässigen: Die Schmierung

Ein Augenmerk sollte auch die Lagerung und Schmierung des Hubtisches gerichtet werden. Bei einer zu niedrigen Temperatur kann Fett zu zäh werden bzw. sich verfestigen. Eine ausreichende Schmierwirkung wäre nicht mehr gewährleistet. Daher muss auch bei den Fetten auf eine passende Viskosität geachtet werden.

Wenn es heiß wird …

Nicht nur niedrige Temperaturen können die Konstruktion eines Scherenhubtisches herausfordern, auch bei hohen Temperaturen sind einige Punkte zu beachten.

Das Hydrauliköl und Aggregat

Fangen wir mit dem Hydrauliköl an. Wie bereits erwähnt, gibt es nicht nur eine minimale Einsatztemperatur für Hydrauliköle, sondern auch eine maximale Öltemperatur.
Zudem kann es bei hohen Temperaturen zu Problemen mit der eigentlichen Hydraulikpumpe kommen. Die Empfehlung für die maximale Öltemperatur liegt im Regelfall bei 80 °C. Um die Betriebssicherheit zu gewährleisten, ist daher auf eine ausreichende Kühlung des Druckmediums zu achten.

Ein weiterer Punkt: Die Auswahl des richtigen Aggregats. Wie wir bereits im Artikel "Kompaktaggregat oder Unterölaggregat?" erläutert haben, sind wir eigentlich ein Fan von Unterölaggregaten, da sie unter anderem bei gleicher Leistung über ein angenehmeres Geräuschprofil verfügen.
Allerdings haben sie bei hohen Umgebungstemperaturen einen entscheidenden Nachteil: Der Elektromotor gibt seine Wärme direkt an das Hydrauliköl ab, sodass eine zusätzliche Wärmequelle für das Druckmedium entsteht. Aus diesem Grund setzen wir bei hohen Umgebungstemperaturen Kompaktaggregate ein.

Was muss noch beachtet werden?

Natürlich ist es mit der ausreichenden Kühlung des Hydrauliköls noch nicht getan. Je nach Einsatztemperatur müssen weitere Aspekte berücksichtigt werden:

Die Lager

Gerade, wenn der Scherenhubtisch im Hochtemperaturbereich eingesetzt wird, ist auf die korrekte Auswahl der Lager zu achten. Für normale Kunststoffgleitlager liegt die maximale Einsatztemperatur bei 100 °C. Tauscht man diese gegen spezielle Hochtemperaturlager aus, sind auch Einsatztemperaturen von 160 °C umsetzbar.

Die Schmierung

Zu hohe Temperaturen stellt die Schmierung der Lager vor Herausforderungen. Genau wie bei niedrigen Temperaturen gilt es hier die korrekte Viskositätsklasse der eingesetzten Fette auszuwählen oder gleich fettfreie Lager zu verwenden.

Die Oberflächenbeschichtung

Für normale Lacke gilt eine Temperatur ab 180°C als kritisch. Problematisch ist allerdings, dass der Lack bereits bei niedrigeren Temperaturen nicht mehr formstabil bleibt und somit unter Belastung nicht mehr ausreichend schützt.
Da eine Scherenhebebühne für das Heben von Lasten gedacht ist, lässt sich eine Belastung selbstverständlich nicht vermeiden.
Eine sinnvolle Alternative zum klassischen Lackieren ist die Feuerverzinkung. Bei einer Badverzinkung liegt die maximale Anwendungstemperatur bei 315 °C.
Eine weitere Option könnte der komplette Verzicht auf eine Oberflächenbeschichtung sein, indem beispielsweise Edelstahl verwendet wird.

Der Stahl

Mit der Materialauswahl sind wir auch beim letzten Thema angekommen. Nicht nur, dass man den richtigen Stahl bei niedrigen Temperaturen auswählen muss, auch bei hohen Temperaturen ist auf eine korrekte Auswahl zu achten.
Bei sehr hohen Temperaturen verliert der Stahl einen großen Teil seiner Festigkeit, sodass die Stabilität des eigentlichen Stahlbaues womöglich nicht mehr gegeben ist.



Neuen Kommentar schreiben

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!