Welche Hydrauliköle werden bei Scherenhubtischen eingesetzt?

In diesem Artikel erfahren Sie, wie das passende Hydrauliköl für einen Hubtisch ausgewählt wird und welche Faktoren bei der Entscheidung zu berücksichtigen sind.
Unterschiedliche Arten von Hydraulikölen und ihre Einsatzbereiche
Hydrauliköle lassen sich anhand ihrer Basisstoffe in verschiedene Kategorien einteilen. Diese Kategorien sind speziell auf unterschiedliche Anwendungen und Einsatzorte abgestimmt:
Das konventionelle Hydrauliköl
Konventionelle Hydrauliköle basieren hauptsächlich auf Mineralöl, das durch die Raffination von Rohöl gewonnen wird. Durch die Zugabe von Additiven wird das Basisöl gezielt modifiziert, um spezifische Eigenschaften wie eine anwendungsoptimierte Viskosität und erhöhte Oxidationsstabilität zu gewährleisten.
Ein bekanntes Produkt in dieser Kategorie ist das Hydrauliköl HLP 32, das der DIN 51524-2 entspricht. Es ist eine bewährte Wahl für Scherenhubtische und Güteraufzüge, wenn keine besonderen Anforderungen wie extreme Temperaturen oder ökologisch sensible Bereiche bestehen.
Biologisch abbaubares Hydrauliköl
Biologisch schnell abbaubare Hydrauliköle wurden bereits in den 1980er Jahren entwickelt, konnten sich jedoch erst nach diversen Weiterentwicklungen Ende der 1990er Jahre etablieren.
Sie finden insbesondere bei hydraulischen Hubtischen in ökologisch sensiblen Bereichen Anwendung, wie etwa im Außenbereich, wo ein direkter Kontakt mit der Umwelt nicht ausgeschlossen werden kann.
Trotz ihres schnelleren Abbaus im Vergleich zu konventionellen Alternativen sind auch bei diesen Hydraulikölen geeignete Schutzmaßnahmen erforderlich, um Leckagen und eine mögliche Kontamination der Umwelt zu vermeiden.
Biologisch abbaubares, nicht wassergefährdendes Hydrauliköl
Da diese Hydrauliköle nicht wasserlöslich sind, vermischen sie sich bei einem Austritt nicht mit Wasser. Stattdessen verbleibt das Öl im Erdreich, wo es biologisch abgebaut wird, ohne das Grundwasser direkt zu gefährden.
Nicht wassergefährdendes Hydrauliköl sollte überall dort eingesetzt werden, wo die Gefahr besteht, dass Hydrauliköl ins Grund- oder Oberflächenwasser gelangen könnte.
In Deutschland werden Hydrauliköle gemäß den Wassergefährdungsklassen (WGK) klassifiziert. Diese reichen von „stark wassergefährdend“ bis „schwach wassergefährdend“. Zusätzlich können Stoffe als „nicht wassergefährdend“ (früher WGK 0) eingestuft werden, sofern sie beim Umweltbundesamt registriert sind.
Lebensmittelöl
Lebensmittelöle kommen in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz, insbesondere in Maschinen und Anlagen, die mit Lebensmitteln in Kontakt stehen. Dabei dürfen ausschließlich zugelassene Grundöle verwendet werden, die den strengen gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Auch der Einsatz von Additiven ist streng reglementiert, um die geltenden Hygiene- und Sicherheitsstandards in der Lebensmittelproduktion sicherzustellen.
Weitere Ölsorten
Neben den aufgeführten Ölsorten gibt es zahlreiche Spezialöle, die für besondere Anwendungen entwickelt wurden. Ein Beispiel sind schwer entflammbare Hydrauliköle der Klassen HFA bis HFD, die in Bereichen mit erhöhten Brandschutzanforderungen eingesetzt werden.
Unterscheidung nach der Viskosität
Die Viskosität beschreibt die Zähflüssigkeit von Flüssigkeiten und Gasen. Je höher die Viskosität, desto geringer ist die Fließfähigkeit eines Fluids.
Hydrauliköle werden anhand von Viskositätsklassen eingestuft, die sich nach der Fließfähigkeit bei einer Temperatur von 40 °C richten (z. B. 22 mm²/s bei ISO-VG 22). Eine höhere Viskositätsklasse bedeutet ein zähflüssigeres Öl – ISO-VG 46 ist dickflüssiger als ISO-VG 22. Für hydraulische Scherenhubtische sind die Klassen ISO-VG 22, ISO-VG 32 und ISO-VG 46 üblich.
Warum ist die Viskositätsklasse entscheidend?
Die Wahl der richtigen Viskositätsklasse ist essenziell für die Funktionsfähigkeit und Lebensdauer eines Hubtisches.
- Zu dünnflüssiges Öl: Bei einer zu niedrigen Viskosität besteht die Gefahr des Schmierfilmabrisses, was zu erhöhtem Materialverschleiß führt.
- Zu dickflüssiges Öl: Ist das Hydrauliköl zu zäh, kann die Pumpe es möglicherweise nicht fördern, was die Systemleistung beeinträchtigt.
Die Viskosität ist zudem stark temperaturabhängig. Mit steigender Temperatur wird das Öl dünnflüssiger, bei sinkender Temperatur dickflüssiger. Damit der Hersteller die richtige Viskositätsklasse bestimmen kann, sind daher Informationen über die Einschaltdauer des Antriebs und die Umgebungstemperatur erforderlich.
Maßnahmen zur Sicherstellung der optimalen Viskosität
Bei extremen Temperaturen oder intensiver Nutzung des Hubtisches kann es erforderlich sein, das Hydrauliksystem durch einen Ölkühler oder eine Ölheizung zu ergänzen. Diese Maßnahmen stellen sicher, dass die optimale Viskosität des Hydrauliköls erhalten bleibt und das System zuverlässig funktioniert.
Gibt es weitere Auswahlkriterien?
Die Wahl des richtigen Hydrauliköls geht über die Ölsorte und die Viskositätsklasse hinaus. Auch Aspekte wie die Wärmeabfuhr, die Verträglichkeit mit den verbauten Dichtungen und die Schmierung der Bauteile innerhalb des Hydrauliksystems spielen eine wichtige Rolle.
Die Berücksichtigung dieser Faktoren ist jedoch Aufgabe des Hubtischherstellers. In diesem Artikel haben wir uns bewusst auf die Kriterien konzentriert, bei denen Ihre Mithilfe als Kunde erforderlich ist.
Um das richtige Hydrauliköl bestimmen zu können, benötigt der Hersteller von Ihnen folgende Informationen:
- Einsatzort des Scherenhubtisches: Wird der Hubtisch beispielsweise in einem Lebensmittelbetrieb oder einer Produktionshalle eingesetzt?
- Umgebungstemperaturen: Liegt der Einsatzbereich innen oder außen, und mit welchen Temperaturen ist dort üblicherweise zu rechnen?
Diese Angaben helfen dem Hersteller, die optimale Hydrauliköl-Lösung für Ihre spezifischen Anforderungen zu bestimmen.
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