Hydraulikaufzug vs. Seilaufzug: Welcher Antrieb ist der richtige für Ihre Anwendung?

Bei der Recherche vor einer Aufzugsinvestition stehen Sie schnell vor der Wahl zwischen zwei Antriebssystemen: dem hydraulischen Antrieb und dem klassischen Seilantrieb. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, welches Antriebssystem wann die beste Wahl ist.

Der Hydraulikaufzug

Zur Klasse der Hydraulikaufzüge gehören verschiedene Bauarten, wie der Stempelaufzug, der Scherenaufzug oder der Säulenheber. Gemeinsam haben alle Varianten, dass die Hubkraft elektrohydraulisch erzeugt wird.

Unterarten

Von den drei möglichen Varianten produzieren wir zwei Bauarten: den Aufzug auf Basis eines Scherenhubtisches und den Aufzug auf Basis eines Säulenhebers. Beide Systeme werden um die notwendigen Sicherheitseinrichtungen erweitert.

Der Scherenaufzug
Bei einem Scherenaufzug wird die Aufzugskabine von einem hydraulischen Hubtisch angehoben. Ein Elektromotor treibt eine Zahnradpumpe an, die Öl in die Hydraulikzylinder befördert. Durch das Ausfahren der Zylinder wird die Plattform angehoben. Weitere Informationen zur Funktionsweise eines hydraulischen Hubtisches finden Sie auf unserer Landingpage unter dem Abschnitt: Wie funktioniert ein hydraulischer Hubtisch?.

Der Säulenheber

Bei einem Säulenheber erfolgt die Führung der Kabine nicht über eine Hubschere, sondern über seitlich angebrachte Führungsschienen. Der Hubmechanismus befindet sich in den seitlichen Führungen. Das Öl wird von einer Zahnradpumpe in die Hydraulikzylinder gepumpt, die entweder direkt oder über eine Seiltrommel mit der Aufzugskabine verbunden sind.  

Welche der beiden Varianten zum Einsatz kommt, hängt von der Einbausituation und den Geometrien ab. Der Säulenheber hat den Vorteil, dass eine Installation ohne Grube möglich ist. Dafür benötigt er allerdings mehr Platz neben der Plattform.

Platzierung der Antriebseinheit

Die Antriebseinheit eines hydraulischen Aufzugs kann flexibel platziert werden. Da das Aggregat über Schläuche und Rohre mit den Hydraulikzylindern verbunden ist, gibt es viele mögliche Installationsorte: Sie kann direkt innerhalb des Hubtisches oder im Schacht integriert werden oder in einem ungenutzten Raum, wie z. B. unter einer Treppe. Eine Installation in einem separaten Maschinenraum ist ebenfalls möglich, aber nicht zwingend erforderlich.

Wartungsaufwand

Für einen Hydraulikaufzug sind verhältnismäßig wenige Komponenten erforderlich. Die verbauten Teile bestehen aus elektrischen Sensoren mit hohen Schaltzyklen, rein mechanischen Stahlbaugruppen oder robusten hydraulischen Elementen. Abgesehen von der regelmäßigen Sicherheitsüberprüfung beschränkt sich die Wartung daher meist auf die Sichtkontrolle der Hubsäulen und Führungen sowie den Austausch des Hydrauliköls. Die Wartungskosten eines hydraulischen Aufzugs sind somit vergleichsweise gering.

Energieaufwand

Betrachtet man nur den reinen Hubvorgang, schneidet der Hydraulikaufzug weniger energieeffizient ab. Der seilbetriebene Aufzug, insbesondere ein Treibscheiben-Aufzug, verbraucht beim Heben deutlich weniger Energie.

Seinen Vorteil spielt der Hydraulikaufzug jedoch im Senkvorgang aus: Das Absenken erfolgt durch das Eigengewicht, und ein einfaches Öffnen der Sicherheitsventile reicht aus, um die Abwärtsbewegung einzuleiten. Dadurch verbessert sich die Energiebilanz des Hydraulikaufzugs im gesamten Bewegungszyklus wesentlich.

Trotzdem weist der seilbetriebene Aufzug im laufenden Betrieb einen insgesamt geringeren Energieverbrauch auf. Erst bei Betrachtung der gesamten Lebensdauer zeigt sich, dass der Hydraulikaufzug, insbesondere in den Nutzungskategorien 1 und 2 (bis zu 150 Hubzyklen), oft die wirtschaftlichere Wahl ist (siehe den Artikel Das Comeback des hydraulischen Aufzugs im LIFTjournal).

Hohe Förderhöhen

Bei sehr großen Hubhöhen wird der hydraulische Aufzug zunehmend unrentabel. Mit steigender Förderhöhe erhöht sich unter anderem die Knickgefahr für die Hydraulikzylinder, sodass größere Kolbendurchmesser erforderlich sind (s. unseren Artikel: Wie wähle ich einen Hydraulikzylinder aus?). 

Hauptanwendungsgebiet

Hydraulisch betriebene Aufzüge werden vor allem als vereinfachte Güteraufzüge für den Warentransport oder als Sonderaufzüge mit individuellen Abmessungen eingesetzt.

Der seilbetriebene Aufzug

Der seilbetriebene Aufzug ist der Standard für Personenaufzüge und wird häufig in Hochhäusern eingesetzt. Man unterscheidet zwei Kategorien: Seiltrommelaufzüge und Treibscheiben-Aufzüge.

Unterarten

Seiltrommelaufzug
Bei Seiltrommelaufzügen wird die Seiltrommel direkt über einen Elektromotor angetrieben. Je nach Drehrichtung des Motors wird das Tragseil des Aufzugs auf- oder abgewickelt, wodurch die Kabine angehoben oder abgesenkt wird. Da bei dieser Bauweise die gesamte Energie für das Heben und Senken der Kabine vom Elektromotor bereitgestellt werden muss, findet man sie nur noch in seltenen Sonderfällen und älteren Anlagen.

Treibscheiben-Aufzug
Weiter verbreitet sind Treibscheiben-Aufzüge. Bei dieser Antriebsart ist die Kabine über Umlenkrollen mit einem Gegengewicht verbunden, das auf die mittlere Last (z. B. das Kabinengewicht plus zwei Personen) abgestimmt ist. Dadurch muss der Elektromotor nur die Energie für die Gewichtsdifferenz aufbringen, was den Energiebedarf erheblich senkt.

Platzierung der Antriebseinheit

Der Antrieb seilbetriebener Aufzüge befindet sich für gewöhnlich oberhalb des Aufzugsschachts. Daher ist eine entsprechend hohe Überfahrt notwendig, um die Technik unterzubringen. 

Alternativ kann die gesamte Technik in einem separaten Maschinenraum untergebracht werden. Der Platzbedarf für das technische Equipment ist meist größer als bei hydraulischen Aufzügen, weshalb zusätzlicher Raum in der Planung berücksichtigt werden muss.

Energieaufwand

Obwohl seilbetriebene Aufzüge sowohl beim Heben als auch beim Senken Energie verbrauchen, ist ihr Energiebedarf im Betrieb geringer als der eines Hydraulikaufzugs. In einigen Fällen wird über Frequenzumrichter auch potenzielle Energie zurückgewonnen. Da die Einspeisung dieser Energie ins öffentliche Netz jedoch mit gewissen Hürden verbunden sein kann, lohnt sich die Energierückgewinnung meist nur, wenn mehrere Aufzugsanlagen gleichzeitig betrieben werden. So kann die zurückgewonnene Energie eines Aufzugs für den Betrieb eines anderen genutzt werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, die Energie zu speichern und später für den Antrieb zu verwenden. Es sollte geprüft werden, ob sich diese Option bei den Kosten für ein Speichersystem rentiert.

Betrachtet man den gesamten Herstellungsprozess, hat der Hydraulikaufzug häufig eine bessere Bilanz: Der Energieaufwand während der Produktion ist deutlich geringer, sodass der geringere Energieverbrauch seilbetriebener Aufzüge im Betrieb je nach Nutzungsintensität meist erst nach mehr als 16 Jahren ins Gewicht fällt (Quelle: Das Comeback des hydraulischen Aufzugs, LIFTjournal). Die Anschaffung eines Hydraulikaufzugs kann sich also besonders für Aufzüge der Nutzungskategorie 1 oder 2 lohnen, bei denen weniger als 150 Hübe pro Tag durchgeführt werden.

Hohe Förderhöhen

Bei großen Förderhöhen zeigt der seilbetriebene Aufzug seine volle Stärke. Da keine Zylinder vorhanden sind, die auf Knickung beansprucht werden, sondern nur auf Zug belastete Seile, können hohe Förderhöhen deutlich wirtschaftlicher erreicht werden als mit einem Hydraulikaufzug. Aus diesem Grund kommen in sehr hohen Gebäuden fast ausschließlich seilbetriebene Aufzüge zum Einsatz. Das Limit für diese Aufzüge ist erst erreicht, wenn das Tragseil so lang wird, dass es nur noch sein eigenes Gewicht tragen kann.

Hauptanwendungsgebiet

Seilbetriebene Aufzüge werden hauptsächlich als Personenaufzüge sowie bei Anlagen mit sehr hohen Förderhöhen oder hohem Verkehrsaufkommen eingesetzt. Ohne diese Aufzugsart wären die modernen Skylines, wie wir sie heute kennen, nicht vorstellbar.

Direkte Gegenüberstellung der Aufzugssysteme

Im Folgenden finden Sie eine kurze Übersicht, welcher Aufzug sich wann am besten eignet. Natürlich kann in Einzelfällen eine individuelle Beratung zu einem anderen Ergebnis führen.

MerkmalHydraulikaufzugSeilbetriebener Aufzug
Große Förderhöhe X
Geringe Hubzyklenzahl
(< 150 Hübe/Tag)
X 
Spezielle EinbausituationX 
Standardschachtmaße X


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