Welche Anforderungen muss ein Aufzugsschacht erfüllen?

Ein Aufzugsschacht muss vielfältige Anforderungen erfüllen. Sicherheit, bauliche Vorgaben und funktionale Effizienz spielen dabei eine entscheidende Rolle. In diesem Artikel beleuchten wir die grundlegende Kriterien, die für Planung, Bau und Betrieb eines Aufzugsschachts maßgeblich sind.

Grundsätzliche Anforderungen an den Schacht

Unabhängig von der gewählten Bauweise (siehe unseren Beitrag Die optimale Einhausung für Güteraufzüge: Materialien und Bauweisen) müssen die grundlegenden mechanischen und geometrischen Anforderungen an den Aufzugsschacht stets eingehalten werden. Diese umfassen:

Ausreichende Stabilität

Die Stabilitätsanforderungen an die Schachtwände hängen von der Art des eingesetzten Aufzugstyps ab.

Säulenheber erzeugen nur relativ geringe Krafteinwirkungen auf die Wände. Lediglich die Anschlusspunkte – wie etwa die Aufnahmen für Kippkräfte – müssen entsprechend stabil ausgeführt sein, um die Belastungen sicher aufzunehmen.

Scherenhubtische stellen hingegen höhere Anforderungen an die Stabilität der Schachtwände. Durch die fehlende enge Führung der Hebebühne können ungleichmäßige Belastungen oder Be- und Entladevorgänge zu einer leichten Schiefstellung oder einem Schwanken der Plattform führen. Um diesen Effekten entgegenzuwirken, statten wir unsere Plattformen mit Kunststoffführungen aus, die die Bewegung der Plattform begrenzen. Die angrenzende Schachtwand muss ausreichend stabil ausgelegt sein, um die Kräfte, die bei der Führungsarbeit auftreten, sicher aufnehmen zu können.

Lotrechte Schachtwände

Schachtwände sollten möglichst lotrecht und geradlinig gebaut werden, um eine optimale Funktionalität zu gewährleisten. Unregelmäßigkeiten, wie etwa ein Abstand von 10 mm zur Ladekante an der unteren Haltestelle und 100 mm an der oberen Haltestelle, müssen vermieden werden.

Die Norm EN 1570-1 legt einen maximalen Abstand von 30 mm zwischen Schacht und Plattformkante fest. Dieses enge Toleranzfeld bedeutet, dass die im Bauwesen üblichen Toleranzen häufig nicht ausreichen, um die Anforderungen an einen Aufzugsschacht zu erfüllen. Eine sorgfältige Planung und Umsetzung sind daher unerlässlich.

Ebene Schachtwände

Ein Aufzugsschacht sollte möglichst frei von größeren Vorsprüngen sein, um sicherzustellen, dass die Lasten reibungslos bewegt werden können. Vorsprünge bis zu 5 mm sind zulässig. Größere Unebenheiten müssen durch den Einsatz von Abweiserblechen entschärft werden, um potenzielle Gefahren und Betriebsstörungen zu vermeiden.

Maßhaltigkeit

Die Einhaltung der korrekten Maße für den Aufzugsschacht ist essenziell. Ein Aufzug mit einer Plattformlänge von 2.000 mm lässt sich schlicht nicht in einen Schacht mit einem lichten Maß von 1.900 mm einbauen. Dies macht die sorgfältige Planung und Maßkontrolle bereits in der Bauphase unverzichtbar.

Weniger offensichtlich, aber ebenso wichtig wie die lichte Schachtbreite und -länge, ist die Rechtwinkligkeit des Schachts. Um sicherzustellen, dass der Schacht den Anforderungen entspricht, geben wir in unseren Schachtzeichnungen stets ein zulässiges Diagonalmaß als Kontrollwert an. Dieses Maß ermöglicht eine schnelle und unkomplizierte Überprüfung während der Bauausführung und verhindert spätere Probleme beim Einbau.

Weiterführende Anforderungen an den Aufzugsschacht

Die Anforderungen an einen Aufzugsschacht hängen zudem vom jeweiligen Einsatzort des Aufzugs ab. Im Folgenden beleuchten wir drei zentrale Aspekte:

Umgang mit Wasser im Aufzugsschacht

Wird ein Aufzug in einem Kellerbereich installiert (z. B. als Unterfluraufzug) und liegt der Standort in einer Region mit hohem Grundwasserspiegel, muss der Schacht in der Regel als wasserdichte Wanne ausgeführt werden. Das bedeutet, dass die Schachtwände mit einer geeigneten Versiegelung versehen werden müssen, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.

Im Außenbereich, wo Regen- oder Schmelzwasser in den Schacht gelangen kann, ist eine ausreichende Entwässerung essenziell. Im einfachsten Fall genügt eine Sickergrube, um das Wasser abzuleiten. Komplexere Einbausituationen oder behördliche Auflagen erfordern möglicherweise den Einsatz einer Pumpe in Kombination mit einem Ölabscheider. Weitere Details hierzu finden Sie in unserem Artikel Ist ein ölfester Grubenanstrich notwendig?.

Elektrik und Hydraulik im Aufzugsschacht

Gerade für größere Aufzugsanlagen empfehlen wir die externe Aufstellung der Hydraulikeinheit und Steuerung. Sie erleichtert die Zugänglichkeit bei Wartungen oder im Falle einer Störung.

Ist die Entscheidung für eine externe Aufstellung der Antriebseinheit gefallen, müssen entsprechende Leerrohre für die Verlegung von Hydraulik- und Steuerleitungen vorgesehen werden. Aber auch bei einer internen Anordnung ist mindestens ein Leerrohr für die Spannungsversorgung und die Steuerleitungen zu den Bedienstellen erforderlich.

Wärmedämmung

Verbindet der Aufzugsschacht zwei Bereiche mit unterschiedlichen Temperaturen – z. B. einen warmen Keller mit einem kalten Innenhof – ist eine geeignete Wärmedämmung notwendig. Dies betrifft sowohl die Schachtwände als auch die Aufzugstüren, um Energieverluste zu minimieren und Kondensation zu vermeiden.

Wichtig: Abstimmung mit Fachplanern

Da dieser Artikel nur die grundlegenden Anforderungen an einen Aufzugsschacht abdeckt, empfehlen wir, vor der Schachterstellung immer Rücksprache mit einem Architekten, Bauingenieur oder einem anderen Fachplaner zu halten. Dies stellt sicher, dass alle baurechtlichen Anforderungen eingehalten werden.

Für spezifische Fragen oder Detailabstimmungen stehen wir gerne im Austausch mit Ihren Architekten und Planern zur Verfügung.



Neuen Kommentar schreiben

Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!